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Mitarbeiterbasierter Wandel: HR im Fokus

Die Digitalisierung in Unternehmen betrifft nicht nur Strukturen und Prozesse, sondern vor allem den Menschen. Die vor Kurzem erschienene Global Talent Trends Studie 2019 von Mercer zeigt, dass disruptive Entwicklungen für das Unternehmen für 98 Prozent der Führungskräfte derzeit eine hohe Bedeutung haben und das Misstrauen gegenüber Künstlicher Intelligenz (KI) und Automatisierung hoch ist. Dies führt dazu, dass neue Personalstrategien erforderlich sind, die Transformationsprozesse nah am Menschen begleiten und Personaler von Beginn an involvieren.

Humankapitalrisiken vs. Transformation

Für die Studie wurden weltweit mehr als 7.300 Führungskräfte, Personalverantwortliche und Mitarbeiter aus neun Branchen und 16 Regionen befragt, darunter 450 Personen aus Deutschland. Im Fokus der Untersuchung standen unter anderem die Unterschiede zwischen wachstumsstarken Firmen und solchen mit geringem Umsatzwachstum an unterschiedlichen Entwicklungspunkten der Digitalisierung.

Zu den zentralen Ergebnissen der Erhebung gehört, dass KI, Digitalisierung und Automatisierung das Wettbewerbsumfeld verändern und Arbeitsabläufe neugestalten. Dies führt dazu, dass Arbeitnehmer ein immer größer werdendes Bedürfnis nach Klarheit und Stabilität haben und Humankapitalrisiken, unter anderem fehlendes Commitment, die größte Bedrohung für erfolgreiche Unternehmenstransformationen sind.

Ein Faktor sei ebenfalls ein Anstieg des Stressempfindens, ausgelöst durch die Unsicherheit, die aufgrund der Angst vor Kontrollverlust entstehe. Daraus folgt, dass Arbeitsplatzsicherheit zu den wichtigsten Gründen zählt, warum Mitarbeiter in eine Firma eintreten und der Hauptgrund dafür ist, dass sie bleiben. Die Studie folgert, dass Veränderungsprojekte vor allem dann gelingen, wenn der Mensch im Mittelpunkt steht und die Unternehmen sie aktiv managen. Dazu gehört, Arbeitnehmern das Gefühl zu geben, nicht austauschbar zu sein und als Individuen wahrgenommen zu werden. Dies ist gerade vor dem Hintergrund von Bedeutung, dass jeder Dritte befürchtet, KI und Automatisierung werden den eigenen Arbeitsplatz ersetzen.

Inspiration und Beziehungen

Ebenso fördert das Aufbauen sozialer Beziehungen das Gefühl von Sicherheit, weshalb es nicht verwundert, dass Arbeitnehmer in diesem Jahr vor allem auf der Suche nach dem Zweck ihrer Arbeit, nach Inspiration und Beziehungen bzw. Netzwerken sind. Wie die Studie folgert, ist Erfolg im heutigen Arbeitsumfeld eine Team-Leistung und hängt von der Fähigkeit eines jeden Team-Mitglieds ab, Netzwerke inner- und außerhalb der Firma aufzubauen, weshalb ein kollaboratives Arbeitsumfeld erwünscht sei.

Einer der vier globalen Top-Trends, die die Studie für Unternehmen 2019 identifiziert, ist daher der mitarbeiterbasierte Wandel; daneben nennt die Erhebung das sinnvolle Gestalten des Arbeitsalltags, das Ausrichten der Arbeit auf die künftige Wertschöpfung sowie das Aufbauen einer Markenresonanz.

Personaler von Anfang an einbinden

Sowohl Führungskräfte als auch Personaler nennen die Veränderungsmüdigkeit der Belegschaft als wesentliches Hindernis für Transformationsbemühungen; zu den Risikofaktoren zählen außerdem die Mitarbeiterfluktuation, ein Vertrauensrückgag von Seiten der Mitarbeiter gegenüber den Veränderungsplänen sowie das Burn-out-Risiko. Tatsächlich wurde dessen Erhebung zum ersten Mal als eine der fünf wichtigsten Bestandteile von Talentanalysen genannt. Dennoch sind nur 29 Prozent der Personalverantwortlichen der Meinung, die Führungsebene würde dieses Risiko priorisieren.

Was also tun? Hier müssen Personaler eingreifen und ihrer bedeutsamen Rolle innerhalb von Transformationen gerecht werden, um sicherzustellen, dass der Mitarbeiter im Mittelpunkt des Wandels steht – und dies schon von Beginn an. So gaben auch 53 Prozent der wachstumsstarken Unternehmen an, dass das Personalwesen bereits zu Beginn eines großen Change-Projekts involviert war, gegenüber 39 Prozent der Unternehmen mit moderatem Wachstum. Aber gerade in Deutschland sind nur zwei von fünf Personaler in der Ideenfindungsphase involviert. Dennoch scheinen Unternehmen die Bedeutung von HR mittlerweile erkannt zu haben: So plant laut der Studie fast die Hälfte, mehr Ressourcen für die Personalabteilung bereit zu stellen, um der steigenden Komplexität des Arbeitslebens gewachsen zu sein.


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