Thema des Monats
An einem Strang: was macht gute Teams aus?
Wir begrüßen Sie im Jahr 2017, liebe Newsletter-Leser – und wir hoffen, Sie hatten erholsame Feiertage und einen guten Jahresstart! Zum Auftakt haben wir uns das Thema “Teams” vorgeknöpft. Teams gibt es in den unterschiedlichsten Lebens- und Arbeitsbereichen: im Sport, im Geschäftsleben, innerhalb jedes Unternehmens. Auch glückliche Langzeitpaare zeichnen sich oft durch “teamwork” aus, und last but not least gewinnen heute auch so genannte virtuelle Teams an Bedeutung. Wie finden sich Teamkonstellationen, wie entwickeln sie sich, was macht sie erfolgreich? Wie wird aus einer Anzahl von 1+x ein unschlagbares WIR, das alle Hindernisse scheinbar mühelos zu überwinden scheint? Wir haben uns ein paar Gedanken dazu gemacht.
Evolution der Teamarbeit: coordination – cooperation – collaboration
Effektiv funktionierende Teams sind ein ausschlaggebender Erfolgsfaktor. Eingespielte Teams sind ein Paradebeispiel für Produktivität, Effizienz und ein positives Arbeitsklima. Nur in einem solchen Klima werden Aufgaben erfüllt und Ziele erreicht. Was beinhaltet die “Zauberformel” Koordination, Kooperation, Kollaboration?
Koordination ist der erste Schritt. Ressourcen werden zur Verfügung gestellt und zugänglich gemacht, so dass jedes Mitglied eines Teams seine Aufgaben im Dienst eines gemeinsamen, vorab definierten Ziels bestmöglich erfüllen kann. Diese Ressourcen können materieller Natur sein, meist geht es aber eher um Wissen, Kompetenz und Fähigkeiten. Ein Beispiel: eine Website soll erstellt werden und schnell möglichst viele Menschen erreichen. Das Team besteht aus einem Webdesigner, einem Text- und Bildredakteur für die Inhalte und einem Marketingexperten. Alle teilen ihre jeweilige Expertise, um das Ziel – Reichweite! – zu erreichen. Der Erfolg des Projektes hat einen höheren Stellenwert als das Bedürfnis des einzelnen zu “glänzen” und die eigene Fähigkeit ins Rampenlicht zu stellen. Kooperation ist der nächste Schritt. Die Ressourcen werden aktiv ausgetauscht, etwa in der Phase der Erstellung der Website: der Content-Redakteur liefert die Inhalte, die der Webdesigner zum stimmigen Ganzen fügt. Das für die spätere Vermarktung relevante Wissen des Marketingspezialisten wird berücksichtigt und - wo möglich - technisch umgesetzt (beispielsweise die Schlagwörter für die Suchmaschinenoptimierung). Kollaboration ist im deutschen Sprachraum ein etwas “vorbelastetes” Wort: zu sehr wird der Begriff in den historisch gewachsenen Zusammenhang der Zusammenarbeit mit einer Besatzungsmacht zum Erlangen eigener Vorteile assoziiert. Für unser Thema bedeutet Kollaboration jedoch KREATION – das Erschaffen von etwas Neuem – als Ergebnis einer GEMEINSAMEN Anstrengung. Die Vision gibt den Weg vor, die kollaborative Arbeit ebnet ihn und führt zum Ziel.
Gleich und gleich gesellt sich gern? Verschiedenheit ist ein Schlüssel zum Erfolg!
Menschen neigen dazu, sich Freunde, Partner und Mitarbeiter suchen, die das eigene Wertesystem teilen, über einen ähnlichen sozialen Hintergrund verfügen, ein vergleichbares Ausbildungsniveau und eine ähnliche Motivationsstruktur haben... das ist in manchen Fällen gut und richtig, weil so viele Reibungsflächen gar nicht erst gegeben sind. Dem steht der Grundsatz “Gegensätze ziehen sich an” entgegen. Ja, was denn nun? Geht es um Teamwork, ist Vielfalt ein Plus. Das gilt nicht nur für Wissen, sondern oft auch für Persönlichkeiten. Das Stichwort lautet “Ergänzung”, nicht Konkurrenz. Ein gutes Beispiel: in einem Team, das viele Verhandlungen mit dritten Parteien führen muss, gibt es eine durchsetzungsstarke “Führungspersönlichkeit” und eine eher diplomatische, Positionen austarierende, abwägende und für Ausgleich sorgende Person. Je nach Situation ist eine der beiden Arten, eine Verhandlung zu führen, erfolgreicher (man könnte auch sagen, es handelt sich um eine Variante der aus Fernsehkrimis bekannten good cop/bad cop-Strategie). Ein guter Teamleiter erkennt diese Verschiedenheit, schätzt Situationen ein und setzt in einer Verhandlung die Person ein, die größere Erfolgsaussichten hat. Beide Persönlichkeiten können auch viel voneinander lernen und von Erfolgsstrategien der jeweils anderen Seite profitieren. Wer sich dem nicht verschließt, ist irgendwann gewappnet für sehr viele Situationen und ihre Anforderungen – und wächst an den komplementären Strategien. Nur so entsteht ein dauerhaft hohes Leistungsniveau: durch Austausch, Ergänzung und Verinnerlichung von für die eigene Persönlichkeit “untypischen” Verhaltens- und Arbeitsweisen.
Warum sind manche Teams so erfolgreich?
Beispiele gibt es genügend. Künstler und ihre Manager, erfolgreiche Sportmannschaften, Mann-Frau-Gespanne aus dem öffentlichen Leben wie etwa Joachim Gauck und Daniela Schadt oder Bill und Hillary Clinton. Ebenso gut könnten wir nach dem Erfolgsrezept für eine lange Ehe fragen. In allen Fällen gilt: OFFENHEIT, VERTRAUEN und RESPEKT sind die Grundlage für alles andere. Fehlt nur einer dieser Aspekte, wird es ganz schnell eng. Dann ist der Boden bereitet für Konkurrenzdenken, Hahnenkämpfe und Sticheleien. Gute Teams funktionieren, weil ihre Mitglieder fähig sind, das eigene Ego in die Schranken zu weisen: die Idee des Partners oder Kollegen, die das GEMEINSAME GANZE voranbringt, sorgt für Enthusiasmus statt Neid.
Bleiben wir bei Bill und Hillary Clinton: in den Jahren seiner Präsidentschaft unterstützte sie ihn in der in den USA bedeutenden Rolle der “First Lady”, hielt Kritik aus und sich selbst oft im Hintergrund, überzeugte dort, wo ihr Engagement gefragt war – und verzieh sogar eine Affäre ihres Mannes. Bedeutet Teamgeist also Unterordnung und Selbstverleugnung? Keinesfalls. Sobald wir uns mit anderen Menschen einlassen, bekommen wir es mit deren Fehlern, Schwächen und Versäumnissen zu tun. Wir können uns entscheiden, diese im Interesse eines gemeinsamen Ziels zu verzeihen und nach vorne zu schauen – oder das Team daran scheitern zu lassen. Dass Hillary Clinton wütend, traurig und enttäuscht war, dürfen wir annehmen – nach außen aber hielt sie zu ihrem “Teamkollegen” und Ehemann, der sie Jahre später in ihrem eigenen Wahlkampf für das höchste Amt unterstützte.
Sollen wir also nachgeben, uns unterordnen um des lieben Friedens willen? Nein. Der Unterschied zwischen einem reifen Umgang mit Verfehlungen anderer und einer “toxischen” persönlichen oder Arbeitsbeziehung, in der wir ständig untergebuttert und klein gemacht werden, immer nachgeben und verzeihen, ist wichtig. Lernen Sie, den Unterschied zu erkennen! So werfen sie weder eine gute Kooperation voreilig weg, noch setzen Sie sich Beziehungsdynamiken aus, die Ihnen schaden. Stellen Sie sich diese drei Fragen: (1) Ergänzen wir uns, arbeiten wir zusammen für unser gemeinsames Ziel? (2) Herrschen zwischen uns Ehrlichkeit, Offenheit und Vertrauen? (3) Tauschen wir uns aus, nehmen wir Anteil an der Situation und Arbeit des Anderen, geben und empfangen wir Feedback? Wenn Sie alle Fragen mit “JA” beantworten, dann sind Sie Teil eines “winning team”!
Wie entstehen Hochleistungsteams, woran wachsen Sie? Als Führungskraft stehen Sie irgendwann vor der Aufgabe, ein Team zusammenzusetzen. Wie gehen Sie vor? Neben den jeweiligen fachlichen Kompetenzen “Ihrer” Kandidaten sollten Sie sich mit deren Motivationsprofil befassen. Ein Team aus lauter “Wettbewerbern” wird sich vermutlich eher die Augen auskratzen, anstatt zu performen. Spannen Sie dagegen einen stark erfolgs- und prestigeorientierten Wettbewerbstypus und einen Leistungsmotivierten zusammen, der für inhaltliche Fragen, Erkenntnisgewinn und sorgfältige Arbeit brennt, haben Sie bessere Erfolgsaussichten: der eine kümmert sich um das Bekanntmachen der neuen Idee oder das Standing gegenüber der Konkurrenz, der andere macht die fachlichen “Hausaufgaben”. Und die Entwicklung? Reicht es, mit Ihrem Team einmal im Quartal ein Bier trinken zu gehen? Vermutlich nicht. WIR-Gefühl und Erfolgswille stehen und fallen mit der Fähigkeit des Teamleiters, aus Individuen ein WIR zu machen und für Gemeinschaftsgeist zu sorgen. Wie das geht, füllt ganze Bände, deshalb finden Sie hier ein paar Anregungen.
Holokratische Formen der Arbeitsorganisation und Auswirkungen auf Teams Apropos Führungskraft: gibt es ihn denn noch den klassischen “teamleader”? Holokratische Arbeitsteilung wird oft als das Organisationskonzept des 21. Jahrhunderts gesehen. Dabei liegt der Fokus nicht mehr auf EINER Führungspersönlichkeit, sondern auf der klaren Rollenverteilung in einer Gruppe. Das führt zwar automatisch dazu, dass einzelne Persönlichkeiten sich stärker in die führende und andere mehr in die Rolle des fachlichen Experten begeben. Das wichtige Wort ist hier jedoch “Rolle”: Führung wird als anderen gleichwertige Aufgabe, als Rolle in einer Choreographie verstanden. Die Rolle des Führenden wird anerkannt und respektiert, gilt aber nicht automatisch, sondern nur situativ als die “überlegene” Funktion, während in anderen Fällen der Fachmann das letzte Wort hat.
Fazit: TEAM – together everyone achieves more “Du gewinnst nie allein. An dem Tag, an dem du was anderes glaubst, fängst du an zu verlieren.” So brachte es der finnische Profi-Rennfahrer Mika Pauli Häkkinen gekonnt auf den Punkt. Die alte Weisheit “gemeinsam sind wir stärker” ist kein Klischee. Hinter jeder Erfolgsgeschichte der Menschheit stehen Fähigkeiten, Persönlichkeit und Einsatz eines oder mehrerer anderer. Ob Columbus, Steve Jobs oder Bruce Springsteen, ob Entdecker, Marketing-Mastermind oder Rockstar: wenn einer im Rampen-licht steht, ist es meist das Werk vieler. Wir wünschen Ihnen und Ihrem Team im Jahr 2017 viel Erfolg!
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